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Bernd: Corona, eine Zeit des Nachdenkens. Was ist bei mir herausgekommen?
- Ich bin privilegiert. Habe kein Geschäft, das vor der Pleite steht. Kein Unternehmen kann mich entlassen oder auf Kurzarbeit setzen. Habe keine alten Eltern, die ich nicht sehen darf. Keine Kinder, die im Homeschooling Unterstützung brauchen.
- Ich weiß aber um die Sorgen vieler Menschen. Einer meiner besten Freunde ist Schauspieler, alle Vorstellungen sind ausgefallen. Seine Einnahmen: Null. Seine Miete läuft weiter. Wie lange kann er das durchhalten?
- Das Virus macht keinen Unterschied zwischen Arm und Reich. Die Konsequenzen sind aber für die verschiedenen Sozialschichten sehr unterschiedlich. In den USA sind Schwarze und Latinos sehr viel mehr betroffen, als es ihrem Bevölkerungsanteil entspricht: Wer schwarz ist und arm, stirbt sehr viel schneller.
- Ich sehe aber auch einen ungeheuren Ausbruch an Kreativität. Die Zahl der witzigen Filme, die ständig über WhatsApp aufs Handy flattern, ist immens. Theater zeigen ihre Vorstellungen kostenlos online. Kleine Buchhandlungen liefern vor die Haustür. Lady Gaga organisiert ein Achtstunden-Event mit den Stars des Musik-Business, die aus ihrer Wohnung streamen. Selbst die steinalten Rolling Stones machen mit und Paul McCartney mit brüchiger Stimme. Und alle bedanken sich bei den Held*innen der Corona-Krise.
- Die CO2-Emissionen und andere Umweltzerstörungsfaktoren sind massiv zurückgegangen. Durch die Kanäle meiner Lieblingsstadt Venedig fließt plötzlich sauberes Wasser. Flugzeuge bleiben weltweit am Boden, der Himmel ist leer. Die Umwelt atmet einen Moment lang auf.
- Aus alldem resultieren meine Wünsche:
- Wenn es um Leben und Tod geht, darf der soziale Status keine Rolle spielen – mehr soziale Gerechtigkeit muss her!
- Das „Immer mehr, immer billiger, immer schneller“ ist keine Naturgewalt – wir können und sollten uns einschränken!
- Die Solidarität der Menschen in der Krise ist grenzenlos – und sollte es nach der Krise bleiben!
Bernd Woidtke