Ritchie Arndt
Mississippi
Reisebericht – Fotoshow – Konzert
Abschluss des Festivals "Wort im Gleis" - Gleis11
Sehnsuchtsorte – so hieß der Leitgedanke des diesjährigen Literaturherbstes Rhein-Erft. Und davon gab es viele zu bestaunen: das Versailles Ludwigs des Vierzehnten, Anja Saskia Beyers Liebesinsel Mallorca, aber auch die originellen Reisewarnungen des Theaterensembles dell’arte.
Als Abschluss und Höhepunkt dieser traumhaften Reise gab es jetzt einen realen Reisebericht zu echten Orten der Sehnsucht: entlang des Mississippi bis nach New Orleans. Ritchie Arndt, ein Bluesmusiker von Gnaden, machte sich 2014 auf, die Orte seiner Träume zu besuchen. Seine Erzählungen unterstützte er mit Fotos von Raphael Tenschert und mit Blues- und Jazzsongs, die er mit Stimme und Gitarre vortrug.
Memphis: In den Sun-Studios haben Elvis Presley, Johnny Cash, Roy Orbison und viele andere Stars hier ihre Karrieren begonnen. Ein B.B. King Boulevard weist auf den größten Sohn der Stadt hin.
Ritchie Arndt, der Erzähler
Im Peabody Hotel kann man eine – im Rheinland würde man sagen: ziemlich jecke – Attraktion beobachten: Täglich werden hier seit 100 Jahren einige Enten in einem Aufzug in die Hotel-Lobby transportiert, watscheln dort über einen roten Teppich bis zu einem Brunnen, baden dort und dann geht’s wieder zurück – zum Gaudi der unzähligen Touristen!
Memphis hat aber auch seine Schattenseite: Auf dem Balkon des Lorraine-Hotels wurde 1968 der Bürgerrechtler Martin Luther King erschossen.
In seinem Reisebericht verschweigt Ritchie Arndt diese dunkle Seite der amerikanischen Geschichte nicht: Er schildert in drastischen Worten die Unterdrückung der Schwarzen, die Rassentrennung, die Sklaverei und die Morde an Menschen, die sich nichts hatten zu Schulden kommen lassen, außer dass sie die falsche Hautfarbe hatten.
Auch wenn es natürlich immer noch Rassendiskriminierung gibt, sind die heutigen Zeiten doch deutlich befreiter, sagt Arndt. Und berichtet von Graceland, dem unfassbar kitschigen Anwesen von Elvis Presley. Dazu singt er „Mystery Train“ von Junior Parker, zuerst gecovert von Elvis.
Die Beale Street hat es Ritchie angetan: gespickt mit Blues Clubs und Kneipen, zum Beispiel dem Rum Boogie Café, wo es Live Musik und coole Drinks gibt. Irgendwo schnappt er die Lebensweisheit auf: „If the music is too loud – you’re too old!“
Ritchie Arndt, der Bluesmusiker
Die Reise geht weiter nach Süden bis nach New Orleans, der Geburtsstadt des Jazz. 2005 wurde die Stadt durch den Hurrikan Katrina in großen Teilen zerstört, aber sie hat ihre Aura nicht verloren: Mardi Gras, Jambalaya, karibische Einflüsse, Cajun-Gerichte – Ritchie: „Eine Reise in den Süden der USA bezahlen Sie mit einer nicht unerheblichen Gewichtszunahme!“
In der Preservation Hall, einem der angesagtesten Jazz-Clubs, darf man nur Musik hören, nicht essen, nicht trinken, nicht rauchen, nach einer ¾ Stunde fliegt man raus, dann kommt die nächste Show, keine Verstärker, nur akustische Musik.
Man folgte Ritchies Erzählungen atemlos, lauscht gebannt seinen Blues-Interpretationen, lässt die Sehnsuchtsfotos auf sich wirken und fasst langsam aber sicher einen Plan: die Reise an den Mississippi.
Ein Abend mit Folgekosten!
Bernd Woidtke
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