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streichquartett19Das Gestüt Schlenderhan gestern und heute

Bergheimat, 15.11.2019

Zugegeben: Außerhalb des Rheinlandes kann es Quadrath-Ichendorf nicht mit der Berühmtheit von Köln oder Düsseldorf aufnehmen. Aber: Einige Errungenschaften hat der Ort zu bieten, die sogar Weltberühmtheit erlangt haben. 

 

 

 


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Astrid Machuj als Griet


An der Spitze steht das Gestüt Schlenderhan, gegründet vor 150 Jahren, das seit Jahrzehnten immer wieder herausragende Rennpferde hervorgebracht hat. Auch die Ichendorfer Glashütte gehört dazu, die den Namen unseres Ortes mit ihren künstlerischen Glaserzeugnissen in die Welt getragen hat. Und nicht zuletzt Jan von Werth, der als Reiterknecht auf Schlenderhan angefangen hat, der es dann zum Reitergeneral im Dreißigjährigen Krieg gebracht hat und dessen unglückliche Liebe zur Magd Griet heute noch die Gemüter rührt.

Astrid Machuj, bekannte Bergheimer Stadtführerin, Vorsitzende des Museumsvereins der Stadt Bergheim, Vorstandsmitglied im Verein für Geschichte und Heimatkunde in Quadrath-Ichendorf – man ahnt es: Es gibt kaum jemanden, der sich besser mit der Bergheimer Geschichte aus kennt als sie! Astrid Machuj also veranstaltete den „Kulturabend Schlenderhan“ in der Bergheimat, dem Heimatmuseum in der Fußgängerzone.

Sie hielt launige Vorträge über Alt-Schlenderhan, Jan von Werth und die jüngere Geschichte des Gestüts im Besitz der Familien Oppenheim und Ullmann. 

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Bergheimer Streichquartett


Musikalisch umrahmt wurde der Abend vom Streichquartett Bergheim (Klaus Bösebeck, Geige, Dr. Bruno Raczek, Geige, Ulrike Seeling, Viola, Gisela Petri, Cello). Man spielte Stücke von Jacques Offenbach, Carl Millöcker und Paul Linke. Und, wie das im Rheinland so ist: Bei Paul Linkes „Das ist die Berliner Luft, Luft, Luft...“ schunkelte der Saal!

Unter der Bankiersfamilie von Oppenheim blühte das Gestüt Schlenderhan geradezu auf: 18 Siege beim Deutschen Derby in Hamburg-Horn, 38 Züchter- und 33 Besitzerchampionate stehen auf der Habenseite. Berühmte Schlenderhan-Pferde waren Oleander (ihm zu Ehren wurde 1972/73 das Denkmal auf der Köln-Aachener-Straße eingeweiht), Priamos, Lombard, Alpenkönig, Monsun.

Während des Nationalsozialismus warf die SS ein Auge auf das erfolgreiche Gestüt und nahm es in Besitz. Die Oppenheim-Bank konnte dank des selbstlosen Einsatzes des Bankiers Robert Pferdmenges vor der Zerschlagung gerettet werden, das Gestüt wurde im März 1945 von den Amerikanern befreit. 

Prominente Gäste konnte man nach dem Krieg begrüßen: Darunter Schah Reza Pahlevi mit seiner Frau Soraya, Bundespräsident Theodor Heuß, Papst Benedikt XVI. Bei der Beerdigung von Gabriele von Oppenheim auf Schlenderhan im Jahr 1988 war auch Bundespräsident Richard von Weizsäcker zugegen.

In der jüngsten Vergangenheit zeichnete sich eine Wende ab: Die Trainingsbahn auf der Fischbachhöhe wurde Ende Oktober 2019 geschlossen, neun Pferde werden in Frankreich trainiert, bleiben aber im Besitz der Familie Ullmann, den aktuellen Eigentümern des Gestüts. Man geht mit vier Trainern in die neue Saison: Werner Haustein, Markus Klug, Andreas Wöhler und Jean-Pierre Carvalho. Die Zukunft ist ungewiss.

Jan von Werth, der ehemalige Reiterknecht auf Schlenderhan, erhielt posthum eine besondere Ehre: Das Reitercorps Jan von Werth stellt in der Karnevals-Session 2019/20 das Kölner Dreigestirn. Die Jungfrau (Ralf Schumacher, nicht zu verwechseln mit dem Ex-Rennfahrer) trägt dabei den Rufnamen „Griet“ – keine Überraschung!

Wer mehr über Jan und Griet erfahren möchte:

  • Am 7.12.2019, 16:00 Uhr, gibt es das Historienspiel „Jan von Werth und Griet – su wie et en ech jewese is“ auf dem Weihnachtsmarkt Erftmühle Quadrath-Ichendorf.
  • Am 8.12.2019, 14:00 Uhr, findet dieses Historienspiel auf dem Museumshof der Bergheimat statt.

Der Abend in der Bergheimat, von Astrid Machuj geplant und von vielen Helferinnen und Helfern realisiert, war ein kultureller Höhepunkt für Bergheim, vor allem auch für den Schlenderhan-Stadtteil Quadrath-Ichendorf.

Bernd Woidtke