Ehrenamt für QI
Über den Begriff "Ehrenamt" kann sehr viel berichtet werden. Menschen, die sich für die Gesellschaft ehrenamtlich engagieren, waren, sind und werden immer wichtig sein.
Das Ehrenamt in Theorie und Praxis
Ehrenamtliches Engagement ist für das Funktionieren unseres Gemeinwesens unverzichtbar. Diese Aussage wird von einer breiten Mehrheit der Bevölkerung geteilt, wie eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) gerade wieder bestätigt hat. Danach halten 95% der Bevölkerung ehrenamtliches Engagement für den Zusammenhalt der Gesellschaft für wichtig oder sogar sehr wichtig.
Die Praxis zeigt, dass sich – relativ gleich verteilt bei Männern und Frauen - gut ein Drittel der Bundesbürger in ihrer Freizeit ehrenamtlich betätigt - sei es in Sportvereinen, der Kirche, den Gewerkschaften, in Schulen und anderen sozialen oder kulturellen Vereinigungen. Im Westen mit 35% etwas höher als im Osten, bei Menschen mit Kindern (43%) deutlich höher als bei Menschen ohne Kinder (32%), was zumindest teilweise auf das entsprechende schulische Engagement der Eltern zurückzuführen sein dürfte.
Was vor diesem im Grunde sehr positiven Gesamtbild allerdings bedenklich stimmt ist, dass nur 5% der Bevölkerung davon ausgeht, dass die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, künftig zunehmen wird. Die ganz überwiegende Mehrheit – nämlich 61% - geht von einer abnehmenden Bereitschaft aus.
Sucht man nach den Ursachen, stößt man immer wieder auf die Klage über die zum Teil schlechten Rahmenbedingungen. Als typische Aussage von Ehrenamtlern hört man in der Praxis sinngemäß immer wieder: „Ich bin ja gerne bereit, meine Freizeit in ein bestimmtes Projekt einzubringen, möchte aber nicht zusätzlich auch noch eigenes Geld oben drauf legen müssen, z.B. in Form von Fahrtkosten, Material u.ä.“ Diese Aussage zeigt, dass die Bereitschaft, sich für das Allgemeinwohl einzusetzen, zumindest teilweise auch von materiellen Voraussetzungen abhängt bzw. abhängen kann. Dies wird auch durch die Forsa-Studie deutlich. Denn 74 % der Befragten plädieren dafür, dass der Staat oder die Unternehmen ehrenamtliches Engagement durch gezielte Vergünstigungen unterstützen, sei es durch zusätzliche Punkte in der Rentenversicherung (58%), ein kostenloses Nahverkehrsticket (56%) oder - besonders häufig genannt - durch teilweise Freistellung von der Arbeit bzw. flexiblere Arbeitszeiten (71%). Eine steuerlichen Entlastung wurde offenbar nicht thematisiert. Aber ein Steuerfreibetrag im Sinne einer Ehrenamtspauschale wäre sicherlich auch eine Möglichkeit.
Dabei muss man sehen, dass der frühere Typ eines Ehrenamtlers, der Jahrzehnte lang einem Verein angehörte, inzwischen offenbar auf dem Rückzug ist. Stattdessen ist zu beobachten, dass zunehmend individuelle Vorstellungen zur Work-life-balance dominieren und ehrenamtliches Engagement eher in passenden Lebensphasen erfolgt. Daher ist heute neben allgemeinen Fördermitteln insbesondere Phantasie auf Seiten des Staates und der Unternehmen gefordert, damit die grundsätzlich weiterhin vorhandene Bereitschaft zum bürgerschaftlichen Engagement in der Praxis tatsächlich besser abgerufen werden kann.
Dieter Sauer
Wie und wo kann man sich weiter informieren? Hier die aktuellen Hinweise von Michael Hölzemer